Der Doppelcharakter der visuell-organismischen Traumanalyse besteht darin, dass sie ein Kunstwerk und zugleich eine psychotherapeutische Methode darstellt. Sowohl als visuelles Werk als auch als psychotherapeutische Dienstleistung stellt diese ein Produkt dar, ist also vermarktbar, streift aber mit ihreh immanenten Autonomie gleichzeitig den Warencharakter ab.
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Es besteht kein Zweifel daran, dass die Zeit des menschlichen Lebens auch einen Doppelcharakter innehat, der Wachsamkeit, die meist mit einem relativ geringen Bewusstseinsniveau einhergeht, und dem Schlaf, in dem meist ausschließlich das Unbewusste dominiert.
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Wenn wir wach sind, verfolgen wir das unschuldige Spiel des gut organisierten Alltags voller virtueller Blitze und nervöser Empfindungsseindrücke. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass uns dieser Alltag zu einer paradoxen Blindheit und Bewegungsunfähigkeit führt.
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In Anlehnung an die Theorie der negativen Entropie (Ordnung, Organisation, Evolution) mit ihrer Tendenz zur Steigerung der Entropie (Unordnung, Desorganisation, Stagnation), die mit der psychotherapeutischen Ansatz der menschlichen Psyche in Zusammenhang steht und, wenn wir gleichzeitig den linearen Verlauf der Kunst von der Darstellung der mimetischen Nachahmung hin zur Abstraktion als schlüssiges Phänomen akzeptieren, landen wir am Nullpunkt unseres täglichen neurotischen Handelns, das die Form von Verpflichtungen, Aktivitäten, Programmen annimmt und am Ende (des Tages) im Chaos endet.
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Genau an diesem Zeitpunkt der Stille setzt die visuell-organismische Traumanalyse an.
Protagonist dieser Narration ist der Träumer, der Auftrag erteilende Kunstliebhaber, der Analysand, der seinen Traum erzählt und die Macht hat, Bilder zu vergessen, zu verdrängen, abzulehnen oder Ersatzbilder vorzuschlagen. Die Rolle des Helfers nimmt der Physiopsychotherapeut und der visuelle Dolmetscher wahr, der die gesamte Handlung des Traums und die freien Assoziationen beider, mithilfe verschiedener visueller Medien sorgfältig notiert und in einer Bildersprache aufzeichnet.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Träumen der Versuch gemacht wird, verdrängte Wünsche, die regelmäßig mit Kindheitswünschen (der Vergangenheit) in Verbindung stehen, zu erfüllen. Wünsche kommen nie abhanden, sie bleiben aktiv, gut verborgen in der Dunkelheit des Tages, offenbaren sich jedoch in vollem Licht während der Nacht.
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Die vielfältigen Reize, die im Traum aufscheinen, sind für den Träumer ein klares Signal, aufzuwachen, sich die Formen seines Traumes anzueignen und eine neue Gestalt im Sinne einer schöpferischen Transformation (in der Gegenwart) seiner selbst zu bilden.